Westpfälzer/Pfälzischer Musikverband Januar 1965 – November 1976
von Emil Strauß – Gründer des Westpfälzer/Pfälzer Musikverbandes
Wohl bestand für die Pfalz ein „Pfälzischer Volksmusikverband“, mit Sitz in Neustadt/W. Die westpfälzischen Vereine fanden zu diesem aber keine Verbindung und fühlten sich auch im Stich gelassen. „Wein“ und „Weinfeste“ mit Musik sei das besondere Anliegen dieses Verbandes gewesen. Bereits in den 50er Jahren war ein erster, jedoch gescheiterter Versuch unternommen worden, eine Änderung zu erreichen. Das Verhältnis zwischen der vorderpfälzischen Verbandsleitung und den Westpfälzer Vereinen spitzte sich im Herbst des Jahres 1954 kritisch zu. Eine Lösung sahen viele Vereinsvorstände, hier vor allem die von Hauptstuhl, Rodenbach, Bann und Schneckenhausen nur in der Gründung eines eigenen Verbandes. Am 24. Januar 1965 war es schließlich soweit. Im Hotel „ Goldener Adler“ in Landstuhl schlossen sich 26 Musikvereine der Westpfalz, davon 21 aus dem damaligen Landkreis Kaiserslautern zu einem eigenen Verband zusammen. Damit wurde eine neue Phase nicht nur für die Westpfalz sondern für die ganze musikalische Pfalz eingeleitet – wie sich dies bereits 1971 beweisen sollte -. „Pfälzer Musik geht nicht unter, solange sich in der Westpfalz etwas tut“ fand ebenfalls wenige Jahre nach der Gründung seine Bestätigung.
Der Erfolg des neuen Verbandes war auf eine gute personelle Voraussetzung gegründet. Während der 12 Jahre seiner Existenz waren es zwei Männer, die den Präsidenten stets unterstützten und die die Eckpfeiler des Verbandes bildeten: Fritz Lutz, der Geschäftsführer, Bann und Willi Scharding, Schatzmeister, Schneckenhausen. Freizeit war damals für uns drei ein Fremdwort. In wie viel Tag- und Nachtfahrten bemühten wir uns um den erfolgreichen Auf- und Ausbau unserer „musikalischen westpfälzischen Großfamilie“! Wir sind stolz auch darauf, daß wir jahrelang keinen Pfennig Reise- oder Fahrtkosten forderten, obwohl der Aufwand nicht unerheblich war. Für die eingesparten Reisekosten konnte der neue Verband seinen Mitgliedsvereinen Notenstücke spenden und Ehrennadeln für Musikanten kostenlos abgeben. Schon kurz nach seiner Gründung erfuhr der Verband einen herben Verlust. Der Verbandsdirigent Rudolf Galle aus Erfenbach ging 2 Monate nach der Gründung für immer von uns.
Der Verband setzte verschiedene Schwerpunkte. Vor allem ging es um die Gewinnung der Jugend. Gar viele Vereine waren in ihrer Existenz deswegen bedroht, weil einfach der Nachwuchs fehlte. Das dieses Problem gelöst werden konnte, beweist z. B. der Kreismusikverband Kaiserslautern. In einem Jungbläserchor werden die zahlreichen Jugendlichen musikalisch weitergebildet. Vor mehr als 20 Jahren gab der Landkreis Kaiserslautern ab Oktober 1961 durch die Gründung eines Jugendblasorchesters den ersten Impuls. In diesem Zusammenhang muß die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Landkreisverwaltung und dem Westpfälzer/Pfälzer Musikverband besonders herausgestellt werden. Der laufende und nicht unerhebliche Zuschuß des Landkreises nahm dem Verband ab seiner Gründung eine wesentliche Sorge. Der Verband organisierte Dirigentenlehrgänge und vermittelte Musiklehrgänge sowohl im In- als auch im Ausland. Bedeutende Musikpädagogen, z. B. Professor Willi Schneider, Trossingen, haben etlichen Dirigenten das er forderliche Rüstzeug vermittelt. Das Motto des Verbandes „Schickt die Jugend zum Singen und Blasen, dann ist sie weg von Gassen und Straßen“ wurde allenthalben verstanden. Mehr als die Hälfte aller Aktiver des Verbandes waren schließlich Jugendliche unter 25 Jahren.
Ein besonderes Anliegen des Verbandes war auch die Überprüfung des vorhandenen Notenbestandes. Originale Musik wurde vermittelt. Die Vereine nahmen das Angebot gerne an. Die Programme haben sich bei vielen Vereinen wesentlich gewandelt. Muß es immer „Die Post im Walde“ oder „Heinzelmännchens Wachtparade“ sein? Das es auch anders geht, ist inzwischen erwiesen.
Zunächst arbeitete der Verband im eigenen Bereich, konnte aber schon bald den Wirkungsbereich erweitern und wertvollste Auslandskontakte herstellen. Hier muß das Geschick und der Erfolg des Werkvolkfanfarenzuges Bann mit seinem rührigen Leiter Fritz Lutz herausgestellt werden. Burgund sowohl als auch Südtirol wurden von dieser Musikgruppe erschlossen. Der Eifer der einzelnen Musiker wurde angestachelt, wenn es zur Auslandsreise kam. Umgekehrt wurden die eigenen Musikfeste z.B. durch die schmucken Südtiroler Kapellen in besonderem Maße bereichert. Diese Kontakte schufen Verbindungen auf persönlicher Ebene, aber auch ein befruchtender Erfahrungsaustausch zwischen hier und dort. Wie stark sind auch heute noch die Verbindungen z.B. nach Südtirol. Bei der 100-Jahrfeier des MV Mackenbach war die Anwesenheit der Musikkapelle Seis am Schiern und deren Südtiroler Abend ein Höhepunkt. Der Verband war bei verschiedenen Jubiläumsveranstaltungen im Ausland vertreten, so zum Beispiel in Meran und in Innsbruck. Dieser Anstoß zu Auslandskontakten ist auch heute noch spürbar. Schweden, Schweiz, Frankreich, Norwegen, Nordafrika, Dänemark, ja sogar Amerika sind heute die Reiseziele unserer Kapellen.
Hält man heute Rückblick, so darf man nicht die Bemühungen bei der Behörde um „gutes Wetter“ übersehen. So ist mir unser Kampf bei der Landesregierung um die Abschaffung der Vergnügungssteuer noch in lebendiger Erinnerung, ein Kampf, der positiv endete. Wie niedergeschlagen waren die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung am 16. April 1967, als sie erfuhren, daß die Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz für Musikvereine gestrichen seien. Obwohl der Westpfälzer Musikverband zahlenmäßig der kleinste in Rheinland-Pfalz war, erreichte er doch die Freigabe der Zuschußmittel.
Erster Höhepunkt der Verbandsarbeit war das Internationale Musikfest 1968 in Landstuhl. Über 5 Tage reihte sich Veranstaltung an Veranstaltung. Gruppen aus Holland, Südtirol, Nordtirol, Amerika und Frankreich gaben der Veranstaltung mit Berechtigung ein internationales Gepräge. Die Festansprache hielt Kultusminister Dr. Vogel. Zum Festumzug mit nahezu 100 Gruppen kamen Tausende aus nah und fern. Gerade dieses Fest gab dem Westpfälzer Musikverband deutliche Impulse. Wollte man sich ursprünglich nur auf die Westpfalz beschränken, war dies bald nicht mehr möglich. Die Aufnahme zahlreicher Musikverein aus der Vorderpfalz konnte nicht verhindert werden. Proportional zur Aufwärtsentwicklung des Westpfälzer Musikverbandes ging der Pfälzische Volksmusikverband immer mehr zurück. Im Jahre 1970 wurden von dort erste Fühler zum Zusammenschluß ausgestreckt. Bei der Jahreshauptversammlung in Hauenstein 1971 sollte es zur Fusion kommen. Eine solche erübrigte sich jedoch, weil die meisten „ Vorderpfälzer“ Vereine in den Westpfälzer Verband schon eingetreten waren. Eine Änderung des Namens in „Pfälzer Musikverband“ war logische Folgerung.
Innerhalb Deutschlands existierten verschiedene Musikbünde. Vor allem der Deutsche Volksmusikerbund, dem sich die Pfälzer Vereine angeschlossen hatten, war bestrebt, einen einzigen Dachverband für die Bundesrepublik zu schaffen. Voraussetzung waren aber die Zusammenschlüsse der Regionalverbände auf Landesebene. Für Baden-Württemberg waren entsprechende Schritte beschlossene Sache. Für Rheinland-Pfalz gestaltete sich der Zusammenschluß auf der Basis einer Erweiterung des Pfälzer Musikverbandes auf Rheinhessen-Pfalz-Ebene. Durch diese Erweiterung zur stärksten Gruppe innerhalb Rheinland-Pfalz mußte aber auch die ursprüngliche Zielsetzung „Pfälzer Tradition zu pflegen“ gegenüber der großen Aufgabe des Zusammenschlusses aufgegeben werden. Mit der Bildung des Rheinhessisch-Pfälzer Musikverbandes erfolgte für die Pfalz eine Stagnation, die nicht zu erwarten war. Seither trägt der Kreismusikverband Kaiserslautern, der aus der Rheinhessisch-Pfälzer Verbindung ausgetreten ist, den Gedanken der alten Vereinigung weiter und nimmt sich der Pfälzer Musiktradition an, die sonst leider fremdenverkehrsmäßig vermarktet wird.
Die Weiterentwicklung des Kreismusikverbandes Kaiserslautern
Kurzbericht von Wolfgang Schuff, Kreisvorsitzender
Den Ausführungen unseres Ehrenmitgliedes Emil Strauß kann man entnehmen, daß sich bei der Gründung des Westpfälzer Musikverbandes am 24. Januar 1965, 26 Musikvereine zu einem Musikverband zusammenschlossen. Davon waren 21 Musikvereine aus dem damaligen Landkreis Kaiserslautern. Wenn man den heutigen Bestand des Kreismusikverbandes Kaiserslautern von 42 Musikvereinen betrachtet, muß man feststellen, daß der Kreismusikverband damals maßgeblich im neugegründeten Westpfälzer Musikverband vertreten war.
Im Mai 1969 wurde dann der Kreismusikverband „Barbarossa“ Kaiserslautern gegründet, der dann im Dezember 1976 bei der Neugründung des Landesmusikverbandes Rheinland-Pfalz e. V., in Kreismusikverband Kaiserslautern e. V. umbenannt wurde. Als erster Kreisvorsitzender amtierte mein Kollege Otto Scherne, Ehrenmitglied des Kreismusikverbandes und ehemaliger l. Vorsitzender des Musikverein Reichenbach. Ihn löste ich im Juli 1970 ab.
Für den Kreismusikverband Kaiserslautern waren es keine leichte Zeiten. Finanziell war große Ebbe in der Verbandskasse. An eine aktive Jugendarbeit war deswegen überhaupt nicht zu denken. Auch belastete mich die Funktion als stellvertretender Präsident des Pfälzer Musikverbandes, wodurch ich auch noch über den Kreismusikverband hinaus aktiv werden mußte. Auch die Funktion als Abteilungsleiter des Musikzuges Olympia Kaiserslautern nahm mich stark in Anspruch. Erst nach der Neugründung des Landesmusikverbandes und meinem Ausscheiden aus dem Musikzug Olympia änderte sich die Sachlage schlagartig. Nun war ich nicht mehr gebunden und konnte mich somit ganz intensiv mit der Kreisverbandsarbeit befassen. Erster Schritt war bei den Neuwahlen 1978 in Reichenbach eine starke Führungsmannschaft aufzubauen, bzw. aufzustellen. Dies ist gelungen. Von dieser 17köpfigen Führungsmannschaft sind heute noch die Kollegen Horst Lössel, Helmut Brunn, Bertram Berberich und Heinrich Pfeffer aktiv dabei.
Durch die finanzielle Selbstständigkeit, die der Kreismusikverband mit der Mitgliedschaft im Landesmusikverband erhielt, war die prekäre Verbandskassenlage zwar noch nicht ausgestanden, aber wesentlich verbessert. Durch die Einnahmen von Mitgliedsbeiträgen, sowie ein jährlicher Zuschuß vom Landkreis Kaiserslautern und Geldspenden von einzelnen Orts- u. Verbandsgemeinden, konnte ein jährlicher Finanzplan aufgestellt werden. Nun galt es die Jugendarbeit zu aktivieren. Um Lehrgänge und Schulungen durchführen zu können, haben wir 1980 einen Wohltätigkeitsball mit Tombola eingeführt, der jährlich in der städtischen Fruchthalle in Kaiserslautern veranstaltet wird. Mit dem Erlös aus dieser beliebten Veranstaltung, sowie mit Zuschüssen des Landes, die uns über den Landesmusikverband erreichen, waren und sind wir in
der Lage, Lehrgänge durchzuführen.
Die Lehrgänge, die alle bis Januar 1983 in der Jugendherberge in Hochspeyer stattfanden, verschlangen viel Geld. Mußten doch immerhin 60 – 70 Jungmusiker zwei Tage lang verpflegt und untergebracht werden. Dazu kamen dann noch die Honorare für die Dozenten. Heute führen wir die D-Lehrgänge und Proben des Jugendblasorchesters meistens an Samstagsnachmittagen durch, wobei sich die Mitgliedsvereine als Ausrichter und Gastgeber anbieten, bzw. zur Verfügung stellen.
Das musikalische Wochenende, das wir 1981 erstmals in Martinshöhe veranstalteten, löste die Wochenendlehrgänge in der Jugendherberge in Hochspeyer ab. Durch die kostenlose Unterbringung bei dem jeweiligen Ausrichter, konnten auch finanzielle Einsparungen gemacht werden. Bei den musikalischen Wochenenden wurden 40-60 Jungmusiker unterrichtet.
Das sich aus diesen jugendlichen Musikern im Laufe der Zeit ein Jugendblasorchester bildete, war nicht zu umgehen. So konnten Veranstaltungen unserer Mitgliedsvereine durch den Einsatz des Jugendblasorchesters bereichert werden. Unter anderem gab es Auftritte beim Kreismusikfest 1983 in Katzweiler, in St. Goar beim Kreismusikverband Rhein-Hunsrück und beim Kreismusikverband Bad Kreuznach in Roxheim, sowie bei den Mitgliedsvereinen in Otterberg, Mehlingen, Mackenbach, Reichenbach, Martinshöhe, Bruchmühlbach undMiesau. Auch beim USA-Christmas-Festival im Offiziersclub Vogelweh war das Jugendblasorchesterjahrelang ein gerngesehener Gast. Präsent war das JBO auch bei Wertungsspielen, so u. a. beim 2. Landesjugendmusikfest 1985 in St. Goar, wo man mit einer sehr guten Leistung abschnitt. Der damalige Vortrag wurde auch vom Südwestfunk ausgestrahlt.
Im selben Jahr nahm das Jugendblasorchester auch beim Wertungsspiel der „Union Grand-Duc Adolphe“ in Luxemburg teil. Trotz starker Konkurenz, wie z.B. das Königliche Blasorchester der Niederlanden, das Königliche Blasorchester Belgiens und dem Schweizer Demokratischen Blasorchester, ein beachtlicher Erfolg erreicht wurde. – Hier soll noch angemerkt werden, daß unsere 39Aktiven im Schloß „Vallee de I’Eich“ in Ansembourg, erbaut im Jahre 1647, wunderbar untergebracht waren. Diese Tage werden allen Beteiligten immer wieder eine schöne Erinnerung sein. Auch ist den Akteuren für ihr gutes Benehmen in Luxemburg zu danken. Sie haben bei dem Veranstalter und der dortigen Bevölkerung einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.
Die Aktivitäten des Kreismusikverbandes Kaiserslautern beinhalten auch die Großveranstaltung „Tag des Kreismusikverbandes“, den wir 1979 eingeführt haben. Diese Veranstaltung soll immer wieder auf die Existenz unserer Mitgliedsvereine hinweisen, Jugendliche sollen zur Musik hingeführt werden. Außerdem soll die Veranstaltung unseren Mitgliedsvereinen die Möglichkeit geben, an Kritik- und Wertungsspielen teilnehmen zu können. 1980 haben wir den Kaiserslauterer Maimarktumzug wieder ins Leben gerufen und bis 1990 organisiert und durchgeführt. Die Umzüge waren vom ersten Moment an ein Anziehungsmagnet, der viele tausend Zuschauer aus Stadt und Landkreis und darüber hinaus anzog und den Kaiserslauterer Maimarkt wieder mit Leben erfüllte.
1988 wurde eine weitere Veranstaltungsreihe geboren: „Betzenberg musikalisch“, die auch 1990 durchgeführt wurde. Diese internationale Musikfestivals mit über 1200 Musikern aus Holland, Österreich, Schweiz und Deutschland, wurden ein voller Erfolg und fanden bei den vielen tausend Zuschauern großen Anklang. Der Reinerlös war für die Jugendarbeit des l. F.C. Kaiserslautern und des Kreismusikverbandes bestimmt. Dem FCK möchten wir an dieser Stelle nochmals für die gute Zusammenarbeit danken. – Durch den Stadionumbau ist es uns erst wieder 1996 möglich, eventuell eine weitere Veranstaltung durchzuführen.
1992 wurde die Kreismusikjugendorganisation im Kreismusikverband gegründet, die von unserem Kreismusikjugendleiter Stefan Kallmayer geführt wurde. Durch den regen Zulauf von Jugendlichen in den Musikvereinen war es an der Zeit, das sich die Jungmusiker organisierten und Verantwortung übernahmen. Seit 1992 haben wir auch die Seniorenbetreuung in unser Jahresprogramm aufgenommen. So wurden schon 2 Seniorenveranstaltungen durchgeführt, die ein positives Echo bei den Senioren fanden. – Wunschziel ist auch die Bildung eines Seniorenblasorchesters in naher Zukunft.